Felsenfeste Standhaftigkeit

Egal, ob durch anstrengende oder schöne Lebensphasen hindurch, alles greift ineinander, alles bringt mich weiter und alles ergibt für mich einen großen Sinn.

Ich wandere lauschend durch mein Leben und vertraue auf meine innere Stimme und den Spiegelungen im Außen …

Der letzte Sommer war intensiv! Entscheidungen mussten getroffen und gefühlt unüberwindbare Hürden überwunden werden. Die Yogawelt verändert sich, eine Wolke der Verwirrung macht sich breit, dehnt sich rasend schnell aus und hinterlässt Spuren, die mich schaudern lassen.

Was mich mindestens genauso inspiriert wie die Begegnungen mit Menschen, ist die Begegnung mit der Natur. Sie lebt, ist so weise und flüstert mir beständig Lösungen zu. Ihre Botschaften sind kraftvoll und jeder Aspekt stärkt mich in meinem Leben.

Nachdem die Bäume in der Natur lange meine liebsten Anlaufstellen waren, fühlte ich mich im Urlaub neuerdings immer mehr zu den bis dahin für mich uninteressanteren Steinen und Felsen hingezogen.

 

Eines morgens im Urlaub:

Ich wachte auf, mein war Körper so schwer und müde wie lange nicht mehr. Meine Augen rot und mein Kopf dicht und mein Gefühl dumpf und trüb. Ich komme kaum hoch, fühle mich erschlagen. Das Thema lässt mich nicht los, auch hier nicht.

Ich wollte ganz früh wandern gehen. Auf die Felsen. Ich schaffe es nicht, denke ich.

Eine Stimme inmir mahnt: genau jetzt stehst du auf! Überwinde, du kannst das schaffen! Du gehst für dich, für die Sache. Für das Gute. Ich hieve mich hoch … 11 Uhr, statt wie geplant um 7 Uhr Startzeit.

Puh, nun gut! Los.

Es ist heiß, sogar der Weg zum Startpunkt schafft mich. Dort angekommen sehe ich: Oh! 7 Stunden Wanderung? Und mein Spot: die schwere Route.

Kann ich das schaffen, bis es dunkel wird – und das in der Mittagshitze?

Schaffe ich das heute körperlich?

Besser kein Risiko eingehen! Oder doch?

Ich überlege hin und her. Ja und nein.

Doch zur einfachen Route fahren?

Ich werfe eine Münze. Umdrehen sagt die Münze, leichtere Route. Gut, denke ich, besser ist es. Ich wähle den einfachen Weg …

Ich mache mich auf, steige ins Auto, fahre los. Fahre ein Stück, doch denke: Nein!

Das bin ich nicht, nicht mit mir. Ich stelle mich. Wieder drehe ich um.  Raus aus dem Auto. Los geht’s! Rauf da jetzt!

Yeah, Freude und neue Kraft durchweben mich. Action.

Schritt für Schritt komme ich in meine Kraft zurück, mein Körper wird wach, mein Mut und meine Laune steigen. Höher, immer höher, keine Pause nötig. Zügig weiter. Kein Mensch hier? Egal! Dann besser noch ein wenig schneller. Nicht stehen bleiben. Soviel Zeit ist nicht. Ich komme gut voran. Mein Herz wird warm. Mein Atem tief.

Von einem Stein zum anderen, auf einen Felsen hin zum nächsten war plötzlich wie ein Sog.

Sie sendeten permanente Botschaften aus und brachten mich mit nötigen Fähigkeiten in Kontakt.

Selbstvertrauen schaffen, weiter klettern, ganz egal, wie anstrengend, ganz egal, wie intensiv, weiter atmen, konzertriert bleiben, nicht aufgeben und dann der weite Blick, der einen neuen Überblick möglich macht. Klarheit.

Unendlich schön, von oben betrachtet … Die Felsen: sie leben, sie atmen.

Auch ich. Ich lebe, ich atme!

Ich lausche in die Weite. Ich sehe Falken, Frieden. Mein Herz pocht, mein Blut fließt warm und gleichmäßig. Je höher die Anforderungen, desto wichtiger die innere Ruhe.

Felsenfeste Ruhe, Unerschütterlichkeit, Standhaftigkeit. Bleib stehen, bleib dir treu!

Vertraue auf dich, du schaffst das. Überwinde, überwinde immer wieder, steh auf. 

Ich lasse den Blick schweifen. Alles ist gut. Mehr als das. Alles hat seine Ordnung, denke ich.

Der Abstieg war lang, gefühlt unendlich, anstrengender als der Aufstieg. Wer hoch geht, muss auch wieder runter kommen. Konzentriert bleiben. Ab auf die Erde. Das und soviel mehr hatten mir die Steine also zu erzählen. Steine sind weise. Der Stein der Weisen.

Der Kontakt zu den Steinen half mir, noch mehr auf dem Boden anzukommen. Sie zogen mich in ihrer Schwere geradezu runter ins Leben, in die materielle Welt, die ja nun auch dazugehört. Ja, im Leben brauche ich Kraft. Widerstandskraft. Als Selbstständige mehr denn je, es geht um so viel mehr als früher noch, es geht nicht nur um mich … So viele Anforderungen und so viele Themen, denen ich mich stellen muss und Klippen, an denen ich mich behaupten lerne.

 

Zurück in Hamburg:

Das Thema – präsent wie nie. Und nun auch noch ein großes Feuer, direkt im Haus, direkt neben unserer Eingangstür.

Was brennt hier nur? Was hat das zu bedeuten?

Ja, es brennt. Wieso sieht den niemand sonst das Feuer?

Wieso steigt niemand rauf auf die Felsen, um sich der verheerenden Auswirkungen bewusst zu werden und zu handeln?

Kann, will und soll ich weiter alleine kämpfen?

Ich kann das nicht mehr sehen, nicht mehr ertragen, nicht mehr verantworten und nicht mehr verstehen.

Kann ich den Kampf gewinnen?

Ich bin aus der Puste, mir rinnt die Kraft davon. Mein Körper kämpft und meine Seele blutet.

Wofür mache ich das hier?

Mein sonst so großes Vertrauen und mein Gefühl der Sinnhaftigkeit gehen mir verloren. So nicht, so mache ich nicht weiter. Dann soll es wohl nicht sein. Das erste Mal denke ich: Okay, dann eben etwas anderes. Aber was?

 

Früh morgens bei meinen Bäumen im Wald … oder im Park ;-):

Mein Lieblingsplatz. Ich bleibe stehen. Ich fühle mich haltlos, bin geschafft und abgekämpft. Ich fühle keinen Boden mehr unter den Füßen. Ich schwebe.

Wo soll das noch hinführen?

All das, was uns als nötig angedreht wird, um dann langsam alles kaputt zu machen?

Ich fühle mich gezwungen, eingesperrt. Mir schnürt es die Luft ab, ich kann schlecht atmen und fühle mich gefangen. Ich will mich nicht zwingen lassen, nur weil alle mit dabei sind und aus finanzieller Angst. Ich möchte das nicht, es tut mir nicht gut, den Menschen nicht gut. Es ist nicht gut! Es ist unnatürlich.

Lieber schließe ich den inmir Ort, als mich kaufen zu lassen! Die Entscheidung fällt.

Ich schaue zum Boden. Plötzlich liegt da ein sehr großer Stein. Ganz ungewöhnlich für diesen Platz. Ich greife den Stein mit meiner rechten Hand. Er zieht mich runter, zurück auf den Boden, auf die Erde, in meinen Körper hinein.

Ich atme durch, werde ruhig.

Ich erinnere mich. Ich höre zu.

Egal, wie es stürmt und brennt. Ich stehe ruhig. Felsenfest.

Ich handle. Ich vertraue. Ich setze um. Ich verändere.

 

Wenige Wochen später:

Der Sturm es vorüber. Plötzlich ist es ruhig. Friedlich. Meine Kraft kehrt zurück. Meine Vision ist noch klarer als vorher. Es fühlt sich noch richtiger an als zuvor. Das Vertrauen ist gewachsen. Kein Schaden, kein Loch. Kaum Brandspuren und eine Flut neuer Ideen und Möglichkeiten:

Natürlichkeit, Nachhaltigkeit und Beständigkeit – diese Werte wollen wir vermitteln. Mein Herz lacht.

Meine Seele jubelt. Ich brauche nicht mehr kämpfen, nur inmir stehen. Jede und jeder entscheidet für sich. Es berührt mich nicht mehr.

Ich bin frei!

 

Welche Vision hast du? Bist du dir treu?

Siehst du die Steine? Oft die großen Felsen, die dir vor die Füße geworfen werden?

Ärgerst du dich darüber? Kämpfst du dagegen an?

Hör auf zu kämpfen, diese Steine lassen sich nicht wegschieben. Sie fallen genau zur richtigen Zeit an den richtigen Platz und vor unsere Nasen. Stolpere nicht, laufe nicht dagegen, schaue nach oben. Klettere darauf, schaue von oben. Werde ganz still. Höre zu.
Gehe weiter. Klettere höher, überwinde. Heben deinen Blick, halte ihn oben und dann: Entscheide WEISE!