Heiliger Schein, heilige Sch… oder einfach nur Yoga?

Was ist eigentlich Yoga und was ist Meditation, was ist es für DICH? Und warum tun wir das?

 

Viele wollen sich mit der Frage nicht auseinandersetzen. Sie wollen es einfach nur machen, weil es einem bestimmten Bild, einem Trend, einer Empfehlung oder einer Idee entspricht. ICH mache Yoga, vielleicht meditiere ich sogar dann und wann. Soll gut sein, habe ich gehört. Und vor allem: Es macht einen guten Eindruck. Rückt mich in ein schickes Licht.

Letztens, nach einer meiner Stunden, fragte ein Schüler: „Sag, hast du gar keinen Tempel? Ich fand deine Stunde total gut, doch du hast so wenig Sanskrit Begriffe benutzt. Immerhin hast du am Ende ein OM gesungen…Warum? Hat das einen Grund?“

Tatsächlich lässt uns erst die eigene Auseinandersetzung mit dem „WARUM“  aktiv werden.

Machen wir nur Yoga, wenn wir einen Tempel haben, Mantren singen und mit Sanskrit Begriffen um uns werfen, und vor allem möglichst oft und laut „Namaste ihr Lieben, Namaste“… sagen? Führt uns das zu uns? Ins Jetzt? Zur Erkenntnis? Oder macht es nur einen guten Eindruck? Zeigt es womöglich, dass wir wissen, wie es geht, weil wir etwas Theoretisches gelernt haben… Wirft es einen Schein – einen “heiligen Schein“ – auf uns?

Bedeutet Yoga, das, was jetzt und heute ist, und auch uns selbst, durch einen Tempel, durch alte Worte, gar Räucherstäbchen oder doch besser die neue Lululemon Hose, einzunebeln? Zu verschleiern? Begrifflichkeiten wie Steine zwischen dem was jetzt ist, und uns zu werfen? Oder sollte Yoga nicht ursprünglich der Entschleierung dienen? Dem Erwachen? Irrungen und Wirrungen… Damals wie heute.

 

Das JETZT ehren

„Ehrst du die alte Yogatradition nicht? Wieso singst du kein Mantra und wo bitte ist Shiva?“ Ähhh…Ups… ich dachte Systemdenken wäre vorbei? Das Festhalten an alten Mustern, Religionen, starren Gedankenstrukturen? Ich dachte, heutezutage geht es ums Selbst Denken, den Lehrer „in uns“ finden? Wohl nicht…

Na klar ehre ich die alte Yogatradition! Und wie, ich liebe sie sogar – ohne sie kein Yoga. Und ohne Yoga… Unvorstellbar! Und ja, ich liebe auch meinen Großvater, auch meine Ururgroßmutter und all die Vorfahren davor. Ohne sie wäre ich nicht da und könnte auch kein Yoga machen. Ich liebe sie, ich achte sie und ich ehre sie zutiefst und doch trage ich nicht das, was meine Oma getragen hat. Ok – eventuell den einen goldenen, zeitlos schönen Ring meiner Mutter. Doch habe ich inzwischen eine andere Sicht auf die Dinge entwickelt als meine Mutti, meine Großeltern, Urgroßeltern und all meine Ahnen davor. Ich denke anders, jeden Tag neu. Lasse mich zwar hin und wieder inspirieren – aber das Verhalten der Menschen um mich herum unterschiedet sich doch deutlich von dem der Vorkriegsgeneration. Sogar vor 10 Jahren noch war es total anders, noch gestern, noch gerade eben und vor allem zu der Zeit, als die ersten Yoga-„Keime“ zu sprießen begannen. Was meine Ururururoma erzählte, hat sicher ein große Bedeutung und entspringt dem, was meine Urururururururoma sagte… Welches auch eine Bedeutung hat, und doch erscheint es heute in einer anderen Sprache. Weiterentwickelt und aus dem Alten rausgewachsen.

Ich ehre und achte in erster Linie das Jetzt und Heute und richte mich danach aus – jeden Moment wieder wach schauend. Wenn ich gerade keine Lust habe, ein OM oder auch ein AUM zu singen, oder den Schülern unklare Begrifflichkeiten an den Kopf zu werfen, dann lasse ich es. Manchmal passt es, manchmal nicht. Und wenn ich keine Lust habe oder es nicht zeitgemäß finde, den Raum mit uralten, wenn auch oft schönen Vasen, Möbelstücken, Kleidern, Hinkelsteinen, meinen alten Babypuppen, Jagdgewehren, Tempeln, Lavalampen, Joy Gläsern, Krishna Figuren, Lego, dicken Patanjali Schriften und der Urne meiner Ururoma vollzustellen und EINATMEN, AUSATMEN EINS, ZWEI, DREIIIIII vollzustellen… dann lasse ich es.

Ich sage auch gerne mal Hey, Hallo und Guten Morgen statt Namaste.

Ich mag es, mich durch Yoga zu befreien, im Körper wie im Geiste.

Immer selbst denkend, immer mehr ankommend im Moment.

Ich lasse den Rahmen, sowie den Raum gerne frei. Ich rolle den Teppich aus für das Jetzt, für euch, für das, was ihr bringt, für das, was entstehen möchte aus dem Jetzt, aus euch, aus einer aktuellen, sich immer verändernden vibrierenden Bewusstseinskraft heraus. Ein FREIER Raum für SELBST-Erfahrung.

 

Vorwärts oder rückwärts gehen?

Alles Wissen auf der Erde entspringt alten Traditionen, göttlichen Eingebungen. Doch sind die Götter böse und werfen Blitze, wenn wir uns weiterentwickeln? Oder begrüßen sie unser Vorankommen und werfen sich fassungslos die Hände an den Kopf, wenn wir tonnenschwere Hinkelsteine voll alten Wissens hinter uns herschleifen, welches wir gar nicht wirklich verstehen oder heute anwenden können? Möchten unsere Eltern, dass wir uns so verhalten wie unsere Großeltern? Lehren sie uns Vergangenes? Gibt es überhaupt irgendwas, was existiert, welches dem Stillstand unterliegt? Oder ist das einzige, was Bestand hat, die Veränderung?

Ja, es gibt eine Wahrheit, und die ist ewig. Aber leben wir in einer Welt, in der wir stehen bleiben? Rückwärts gehen? Festhalten? Woher kommt diese Angst? Wirkliche alte Weisheit währt ewig, verliert niemals an Wert und Bedeutung, kann nie falsch sein und wird immer wahr bleiben. Was wahr ist, ist wahr… Nur, was ist heute wahr und stimmig? Das ist die spannende Frage und der klitzekleine Unterschied zu gestern und damals.

Gelten heute eventuell andere Dinge? Braucht unser Bewusstsein eventuell heute und täglich neue, frische Impulse, um zu wachsen? Wie die Muskulatur und unser Gehirn sich nur erhält und erst dann wächst, wenn sie neue stetig neue Reize bekommen. Jeder noch so kleine gegangene, gedachte oder erlebte Schritt, Bewusstseinsschritt, wirkt auf das Jetzt und verändert es und somit den nächsten Moment unmittelbar.

Aber gut… Rückwärts laufen soll ja auch die Koordination stärken.

 

Würdige dich, befreie dich

Würdige das Jetzt und vor allem, würdige dich selbst im gegenwärtigen Moment. Nur so kannst du dich fühlen, erleben, deine Wahrheit und dich selbst ganz echt und klar erfahren. Würdige dich mit all deine gemachten und noch nicht gemachten Erfahrungen, gelernten, bereits erkannten. Trau dich, aus deinen Konstrukten und Gedankenstrukturen auszubrechen. Befreie Dich! Bist du noch der Mensch, der du vor 1, 5 , 10, 20, 35 100, 1000 Jahren warst? Wer bist du heute? Wie geht es DIR gerade jetzt? Was brauchst du heute für Impulse?

Sicher nicht die selben, wie damals von deinem Nachbarskind aus der Sandkiste oder von Tiffi aus der Sesamstrasse. Oder doch? Aber gut, schlafen lässt es sich tatsächlich friedlich und gut mit dem Sand des Sandmännchens in den Augen…

Den Raum nicht vollstellen, dafür Räume schaffen, indem Altes losgelassen wird. Ist das dann noch Yoga? Was ist überhaupt Yoga? Gute Frage. Was ist es denn für dich?

Das darfst du selbst herausfinden. Es geht um dich, es ist dein Weg. Hin zu dir selbst.

 

Wir sind alle EINS. Echt?

Wir müssen nicht zum Ursprung der Menschheit zurückspringen um alle wieder EINS zu werden. Wir dürfen uns heute entwickeln zu einem einzigartigen, individuellen, eigenen Bewusstsein und dafür unseren Weg ganz eigenständig und frei gehen. Puh… Was für ein Geschenk! Wir dürfen mit dem, was heute ist, einen zeitgemäßen und gelebten Zugang zu der ewigen Wahrheit finden, lebendig und frei. In Auseinandersetzung mit dem, was jetzt ist und was uns umgibt, werden wir wach. Wir dürfen uns anerkennen, so wie wir jetzt und heute sind. Dann beginnt das Leben zu fließen, ein vorwärts kommen, durch Höhen wie Tiefen… Doch wenn wir erstmal zum Ursprung zurückschwimmen, kommen wir in diesem Leben eventuell nicht wirklich bei uns SELBST an.

 

OOOMMMM … Äh, sorry – AUM!