Sehnsucht nach Lebendigkeit

Nachdem ich einen kompletten Sonntag mit nötiger To-Do Arbeit vor dem Laptop verbracht habe – ohne auch nur einmal das Haus zu verlassen – wache ich am Montagmorgen mit vielen Gedanken auf.

Erstmal: Was für ein Glück, dass ich das nicht täglich tun muss und selber wählen kann und auch PUH… so viele Menschen müssen Tag für Tag vor dem PC sitzen, um auch sehr viel nötige Arbeit zu tun. Und auch: So viele Menschen sitzen freiwillig täglich so unendliche viele Stunden vor sämtlichen Medien, ohne das zu müssen. Auch wirklich Frei-willig? Um dort irgendwas Dringendes zu erledigen? Zu tun? Zu suchen? Geführt von sich selbstständig gemachten Gedanken, die eventuell nicht wirklich lebendig sind, sondern mehr und mehr abstumpfen lassen?

Jede nicht bewusst genutzte Sekunde, Minute und oft so viel mehr beraubt uns unserer Lebenszeit. Macht leer und ist alles andere als Nahrung für Körper, Geist, Seele und Herz.

Für mich ist klar: Auch wenn heute Montag ist, ich brauche Natur, will raus, atmen und regenerieren. Die Sehnsucht nach Weite ist so groß! Zum Glück hat Hamburg eine Menge Natur. Ich gehe raus und lasse meinen Geist frei. Die Sonnenstrahlen des Spätsommers berühren mein Herz. Fast noch schöner als im Sommer. Gerade weil die Vergänglichkeit in diesen Spätsommersonnenstrahlen mitschwingt, können sie umso intensiver gefühlt und auch wertgeschätzt werden.

Ich möchte meine Zeit nutzen, für das, was wichtig ist. Immer wieder die Balance finden zwischen dem Alltäglichen und dann einen nährenden, lebendigen Ausgleich finden, der auf Freiheit und Leben beruht. Was brauche ich und will ich wirklich?

So oft stoße ich meinen Kopf an der Härte der Stadt, den festen Strukturen in meinem Kopf und den Köpfen der anderen. Das Beobachten, wie sich mehr und mehr fragliche Trends in allen Bereichen innerhalb von Wochen ausbreiten,  schnürt mein Herz ab und nimmt mir die Luft. Unzählige verlockende Angebote, die alles und jeden vereinheitlichen wollen, uns Freiheit, Zeit und Geldersparnis suggerieren uns neue Kontakte, Freude und Verbindungen versprechen und uns ausgehungert und leer zurück lassen. Ja, die dazu führen, dass noch weniger „selbst“ gedacht und hinterfragt wird und das, wonach wir uns wirklich sehnen, nämlich Individualität und Natürlichkeit, völlig fremd und unerreichbar werden. Traurig, zermürbend.

Immer mehr Dinge, die angeblich heute dazugehören und „normal“ sind.  Bin ich denn wirklich so un-normal, weil mein Herz das nicht annehmen und glauben will?

Dann sämtliche Situationen, in denen ich dann doch von einer dieser vielen Illusionswelle mitgerissen werde, um dann völlig leer, erschöpft und gefühlt leblos vor mir selbst zu stranden, um mir immer wieder diese Fragen stellen:

Bist das wirklich du? Willst du das wirklich?

Tut dir das gut?

War das so gedacht?

Wo führt dich das hin?

Ist das die Wahrheit?

Nährt dich das?

Ist dieser vermeintliche FORT-SCHRITT ein Schritt auf mich zu oder weit von mir weg?

 

Es braucht immer wieder die Fähigkeit, sich über das bereits Gedachte zu erheben. Ein sich selbst gegenüber stellen, den Kopf höher heben als er vorher war. Ein für mich inzwischen sicherer Hinweisgeber: Das, was alle machen und angeblich „normal“ ist und dazugehört, ist meist das größte Trugbild und nicht wahr. Seitdem wir Menschen uns auf der Erde bewegen, streben wir nach Weiterentwicklung, streben nach Wahrheit und Bewusstsein. Zu jeder Zeit gab es andere Dinge, die uns im wahrsten Sinne des Wortes aus uns HERAUS-forderten. Uns von uns selbst weglocken. Und warum? Damit wir uns auf Grund dieser Verlockungen erkennen können, lernen, uns selbst und unserer inneren Wahrheit treu zu bleiben.

Wir haben die Fähigkeit, die vielen Illusionen zu durchblicken und uns selbst immer wieder wach und selbstreflektierend entgegenzutreten. Zu erkennen, was die Herausforderungen unserer Zeit sind, sind für mich Zeitgeistthemen. Themen, die, wenn wir uns ihnen widmen, uns zurück in eine Balance und zu Lösungen führen können, die wir und alle brauchen.

Was ist Fort-schritt und was ist Weg-schritt?

Was ist leblos? Und was ist lebendig?

Was ist kalt oder schrill und atmet nicht mehr?

Pulsiert nicht mehr im Einklang mit uns?

Wie fühlt sich Lebendigkeit an? Wissen wir überhaupt noch, wie sich das anfühlt?

 

Wir sind alle hier, um unsere Schleier der Illusionen selbstdenkend zu lüften, indem unser klarer Geist sich den Themen unserer Zeit immer wieder mutig stellt. Ein Geist, der den Impulsen des Herzens lauscht und vertraut, sich nicht abbringen lässt und somit immer wieder den Weg zum Lebendigen zurückfindet. Unsere Zeit ist so hart geworden und es ist so laut, dass wir unsere Herzen, geschweige denn uns selbst und das, was uns lebendig macht, komplett unterdrücken. Es liegt wie eine Schicht darüber und die ist zementhart. 

Es geht immer wieder um die Balance. Nicht schwarz, nicht weiß – nicht gut oder böse, sondern: Wie finde ich in all dem zu einer gesunden Mitte? Zu mir selbst?

In der Mitte können wir nur sein mit lebendiger Erde unter den Füßen und einem erhobenen Kopf, der nicht nach unten abgeknickt ist, weil er ständig nach unten schaut und der Nacken völlig verspannt ist. Die Luft weiter oben ist klarer. Schaut mal, wie es sich anfühlt, den Kopf aufrecht und oben zu halten beim Denken. Ganz egal, welcher Arbeit wir gerade nachgehen. Wir brauche eine klare Anbindung nach unten wie nach oben.

Das zu viel an Härte und technischem Fortschritt und alles, was sich in dem Bereich bewegt, hat uns längst aus unserer Mitte gerissen. Oft werde ich schief angesehen, wenn ich von der Notwendigkeit der Natur spreche – weil sie uns hier so weit in die Ferne gerückt ist.  Doch ich bin sicher, wir brauchen sie als Ausgleich. Ich bin sicher, jeder atmet lieber frische Luft als Abgase und regeneriert außerhalb der Stadt. Wir brauchen mehr Möglichkeiten des Ausgleichs.

Yoga ist ein wunderbarer Weg, um der Verhärtung entgegenzuwirken.

Mein innerer Wunsch, raus aus der Stadt zu ziehen oder zumindest einen Ort zum Ausgleich zu haben, wird dringlicher. Ich bin sicher, es wird sich verwirklichen. Wie genau, weiß ich noch nicht. 🙂

Neue Gedanken machen mein Herz weit. Ich träume von einem zweiten inmir-Ort. Ganz stadtnah und doch in tiefster Natur. Das Hamburger Umland hat eine Menge zu bieten. Ein Ort zum Atmen, Leben, Begegnen. Für Yoga, Meditation, Seminare, gesundes Essen, Kuchen backen, ayurvedisch Kochen und soviel mehr. Vielleicht sogar zum drumherum leben? Ganz. Oder zum Pendeln? Jede/r so, wie er/sie mag … Ein Ort, wo wir versorgt werden mit Lebenskräften und dann in ein bewusstes Stadtleben zurückkehren können.

Wer ist mit dabei? Haltet eure Augen offen und sagt, wenn ihr diesem Ort begegnet.

 

Hui… Nun gut. Hier entsteht auch gerade so viel Schönes und ich habe alle Hände voll zu tun – dafür bin ich sehr dankbar. Nicht umsonst verbringe ich den ganzen Sonntag am Schreibtisch. Doch ich möchte träumen, wachsen, weiterentwickeln und ich möchte leben. Gerade wenn mich eine Welle der Leblosigkeit überrollt hat… Ich lasse geschehen, ich lasse mich nicht einengen. Meinen Körper nicht, meinen Geist nicht und meine tanzende Seele und mein Herz schon gar nicht.

Ich möchte frei sein. inmir bin ich frei!

Lasst euch nicht erdrücken von der Härte, hebt immer wieder den Kopf über das Bestehende und fragt: Bin ich in dem, wie es jetzt ist – lebendig? 

Lebendigkeit.

Für uns alle. <3